Das Brüderpaar beschreitet mit ‘The Knights’ als auch ‘Brooklyn Rider’ neue Wege hinsichtlich einzigartiger Dimensionen künstlerischer Zusammenarbeit und in ihrem Bestreben nach kreativen Ausdrucksmöglichkeiten definieren sie die Methoden und die Bedeutung von Konzerten klassischer Musik und Kammermusik.
Foto: Sarah Small - Colin(rechts) und Eric Jacobsen
Colin (Violine) und Eric (Cello) Jacobsen ließen sich für ihr Quartett ‘Brooklyn Rider’ vom Blauen Reiter inspirieren, einem Künstlerkreis des frühen 20. Jahrhunderts, der sich vor dem Ersten Weltkrieg für die zur Moderne gehörende Kunst mit Ausstellungen des Zirkels deutscher Expressionisten engagierte, dem Künstler wie Vassily Kandinsky, Franz Marc wie auch der Musiker Arnold Schoenberg angehörten. Außer einer starken sozialen Dynamik war es das gemeinsame ideologische Ziel, spirituelle Wahrheiten auszudrücken, was sie lose miteinander verband; sie glaubten fest an die Verbindung von Musik und bildender Kunst und sahen in einer persönlichen, individualistischen Herangehensweise und darin, diese auf die kreative Bemühung zu beziehen, eine Verpflichtung.
Es ist der gleiche, von Temperament übersprudelnde Ansatz und Geist von Freundschaft innerhalb der Musikgemeinde von Brooklyn, die es ‘Brooklyn Ryder’ wie auch ‘The Knights’ erlaubt, sich von anderen Kammermusik Kooperationen abzuheben, die innerhalb der jungen Generation entstanden sind, einem plötzlichen Anstieg, der teilweise auf Bemühungen in der Ausbildung, wie denen des Marlboro Festivals, zurückzuführen ist.
‘The Knights’ waren im Jahre 2000 als eine bescheidene Gruppe gegründet worden und bestand am Anfang nur aus Streichinstrumenten. Die Gruppe gewann 2006 an Fahrt und das Quartett, das nun ‘Brooklyn Ryder’ ausmacht, nahm vor sieben Jahren seine heutige Form an. Musiker mit unterschiedlichem Hintergrund finden sich in der Bemühung von ‘The Knights’ zusammen, die Darstellung klassischer Musik zu verändern; und das Ensemble verwendet einzigartige Vorgehensweisen und Talente in ihren Konzerten und hält seine Fähigkeit aufrecht, sich dem Bedarf entsprechend zu vergrößern oder das Ausmaß des Ensembles zurückzufahren.
“Wir versuchen immer nach vorne zu schauen, aber mit einem großen Maß an Bescheidenheit und Respekt und der Anerkennung vergangener Traditionen. Was die Anregung zum Namen “der Blaue Reiter” anbelangt, erheben wir keinen Anspruch Experten dieser Bewegung zu sein, aber diese hatte etwas mit der Art von Vision zu tun, die von uns geteilt wird, meint Eric, während wir in einem kleinen Café in Downtown Manhattan warten, dass sich Colin unserem Gespräch hinzuzugesellt. Colin ist der ältere der talentierten Brüder, die beide musikalische Betrachtungs- und Lebensweise besitzen, die total im Einklang miteinander zu sein scheinen. Colin (unten rechts im Bild) trifft – seinen Geigenkasten tragend – ein, da er sich auf dem Wege zum Üben befindet. Die Brüder werfen sich gegenseitig Ideen und Erklärungen zu und nun scheint das Team komplett zu sein. Freigiebig schließen sie mich in ihr persönliches Gespräch mit ein, woran wir alle Spaß haben.
Eric, der sich selbst als ein etwas besessener Perfektionist beschreibt, bemüht sich um fortwährende Steigerung, um selbst inspiriert zu bleiben. Er meint, “ jedes Mal, wenn ich das Cello berühre, versuche ich mich zu verbessern; selbst dann, wenn ich auf der U-Bahn bin – unterziehe ich mich einem ständigen Brainstorming. Ich versuche zu begeistern und überrasche mich an erster Stelle selbst – es ist keine selbstlose Berufung, aber dennoch ist es so aufregend, die Fähigkeit zu haben, andere Menschen anzuregen.” Als Cellist und Dirigent der ‘Knights’ bringt Eric immer eine gut durchdachte und dennoch überschwänglich ausgeführte Idee zu den Proben und Konzerten.
The Knights, in Central Park
Indem sie sich die Zufriedenheit, die daraus erwächst, zusammen Musik zu machen, zu eigen gemacht haben, setzen beide Künstler den Lebensstil fort, der ihnen in der Kindheit eingeflößt wurde, aber sie wenden sich über den unmittelbaren klassischen Kreis hinaus und bahnen Beziehungen zu musikalischen Einflüssen an, die vom frühen Barock zu Folk und Rockmusik reichen und erkunden ebenfalls Musik in Verbindung mit unterschiedlichen Kunstformen. Mit dieser Praxis zollen sie den Ideen Ehre, die im Almanach ihrer namensgebenden Gruppe, dem Blauen Reiter, verkündet wurden. Der ‘Brooklyn Rider’ wirkt in ihren neuen, innovativen Vorstellungen darauf hin, Musik mit Tanz, den bildenden Künsten und Literatur zu verbinden. “Eines der Dinge, die wir wertschätzen und wonach wir Ausschau halten und was schließlich in unserer Musik seinen Niederschlag findet,” meint Colin, “ist eher der Geist als die Worte“….wir ringen alle damit, die richtigen Worte zu finden. Die Noten sind auf der Seite, und ja, es ist großartig, die Noten korrekt zu spielen, aber es ist noch immer eine Richtlinie. Um den Geist eines Stückes zu finden, sollte man nicht dogmatisch sein. Es ist wie im Leben – ein immer währender Kampf, wir suchen fortwährend nach neuer Bedeutung und wir möchten nicht in Routinen steckenbleiben.”
Originelle Veranstaltungsorte sind das Hauptstandbein der Auftritte von ‘The Knights’ und ihre Shows finden oft in hochkarätigen Rundfunkübertragungen, aber auch in der Presse, hohe Beachtung. ‘The Knights’ sind als eine ausdrucksvolle Avantgarde-Gruppe gefeiert worden und sind nicht nur für ihre Bemühungen hinsichtlich einer weitreichenden Zusammenarbeit und sehr innovativer Programme gelobt worden, sondern auch für ihre bahnbrechenden, personalisierten Stile während der Proben, wie auch für ihre individualistischen, höchst überzeugenden Live-Auftritte.
Gabriel Kahanae at Zankel Hall with The Knights Cee Lo Green and the poet Matthew Zapruder.Credit...Michelle V. Agins/The New York Times
Im Jahre 2011 haben die ‘Knights’ in ‘Carnegie’s Zankel Hall’ gespielt und im Jahre 2012 sind sie dort mit dem Sänger und Songwriter Gabriel Kahane aufgetreten. “Gabe wohnt eine Straße weiter und so war es so einfach, Ideen auszutauschen, als er das Quartett fragte, ob sie im Rahmen einer Auftragsarbeit, bei der jeder auch für jeden schreiben würde, mit der Sängerin Shara Worden spielen wollten. Im Laufe der Zeit hat sich klassische Musik irgendwie von der jeweils zur Zeit populären Musik entfernt und so ihren direkten Zugang verloren, aber sie hat nun auf eine sehr integrierte Weise – und so nahtlos – mit Musikern wie Gabe ihr Comeback.” Diese Aufgabe gilt ƒür ungefähr 35 Musiker, die ‘The Knights’ ausmachen und die sich auf bevorstehende Projekte einlassen, einschließlich der Realisierung der Tempelhof Etüde, die ein riesiges, neues Publikum erreichen wird. Die in großem Rahmen anvisierte Installation, die von der Freundin und Komponistin Lisa Vielwa ausgedacht wurde, beruht auf einem Liederzyklus von Texten über ‘zufällige Begegnungen’, die in willkürlichen Konversationen an flüchtigen Orten zufällig mitangehört wurden. Auf das Projekt aufbauend, dass sie ursprünglich für die ‘Knights’ geschrieben hatte und das im Jahre 2011 in der Lower East Side seine Premiere hatte, wird die Tempelhof Etüde 400-500 Musikern folgen, beginnend an der ehemaligen Start- und Landebahn vom Berliner Flughafen Tempelhof, dem Ort der Luftbrücke im Jahr 1948, um sich schließlich auf über mehrere Quadratkilometer hinweg auf ein riesiges leeres Areal zu verteilen.
Mit Ilona Oltuski beim Interview
‘The Knights’ sind stolz auf ihre Offenheit gegenüber neuen und vielversprechenden Projekten und auf ihre Spontanität, ihren Instinkten zu folgen. “Es gibt so viele erstaunlich talentierte Leute, die mit so vielen faszinierenden Projekten beschäftigt sind und manchmal geht es nicht darum, wirklich verschiedene Dinge zu tun, sondern diese auf eine andere Weise zu tun” meint Colin. Er fügt hinzu, dass in ihrer Bemühung Qualität zu wahren, es wichtig war, ”Knights Camp” mit neuem Leben zu erfüllen, von dem anfänglich der Name ‘The Knights’ geprägt wurde. Er sagt, es “bezieht sich auf die Wurzeln der Gruppe, auf das Spielen von Kammermusik mit unseren Freunden in unserem Wohnzimmer.”
Foto: die letzte Sony-Veröffentlichung der ‘Knights’ von Beethovens Tripel Konzert am 29. Januar 2013
Comments