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Writer's pictureIlona Oltuski

Ekstatisch - mit Timo Andres.


Gemäß dem amerikanischen Heritage® Dictionary, einem Wörterbuch der englischen Sprache, bezeichnet [das Wort] Ekstase einen Zustand der Freude und Entzückung. Dies genau beschreibt die Atmosphäre in der ‘Merkin Concert Hall’ während dem “Ecstatic Music Festival”, das am 17. Jaunar, am Martin Luther King Tag mit einem Marathon eröffnet wurde.

Viele der beim Festival auftretenden Künstler, die bis zum 28. März in der Merkin Hall einzelne Konzerte geben werden. mischten sich während der 7- bis 8 -stündigen ununterbrochenen Auftritte unter das Publikum. Und Integration war das Schlüsselwort, das Funken der Begeisterung entfachte und Erregung einträufelte. Die Menschenmenge ergoss sich bis in die Lobby und vor dem Kaufmann Center, dem zentralen Auftrittsort der Upper Westside, bis auf die Strasse. Wie der ‘New Yorker’ Magazin verkündete: das Festival “…eröffnete einen Einblick in {die} Entwicklung der Musik, wie sie {sich während} des letzten Jahrzehnts {etablierte}, einer Zeit, in der eine  bedeutende Anzahl junger in New York lebender Komponisten/Auftrittskünstler die Grenzen zwischen klassischen und populären Musikstilen aufbrachen.” Aber dort dabei gewesen zu sein war weitaus mehr emotional geladen, als die obengenannte Beschreibung es vermitteln kann.







Der Kurator des Festivals Judd Greenstein schaffte durch seine Auswahl aus dem, was wie ein buntes Gemisch von Zusammenarbeit seiner eigenen Gefolgschaft aussieht, eine sehr persönliche Atmosphäre.

Als geschäftsführender Direktor des NOW Ensembles (auch beim Festival dabei), einem Kammermusikquintett mit einzigartiger Instrumentalisierung (Flöte, Klarinette, elektrische Gitarre, Kontrabaß und Klavier) und als jemand, der selbst ein Komponist ist, hat Greenstein auch verstanden, erfolgreich neue Möglichkeiten der Musikvermarktung zu erschließen und in diesem Prozess eine Offenbarung zu schaffen.



Er leitet ebenfalls New Amsterdam Records, ein Plattenlabel und eine in New York beheimatete Organisation, die Dienstleistungen für Künstler erbringt.  Dem eigenen Organisationsmotto zufolge, fühlt er sich der Produktion von “Musik ohne Filtern” verpflichtet, “gemacht von Musikern, die die Weite ihrer Hörerlebnisse mitbringen sowie Freude daran haben, verschiedene Musikrichtungen in ihr eigenes Spielen, Schreiben oder Produzieren einfließen zu lassen. Es handelt sich um Musik ohne Mauern, ohne Agenda und ohne ein zentral gestaltendes Prinzip…,die Künstlern Türen öffnet und sie bittet einzutreten, ihnen neuen Raum gibt, den es auszufüllen gilt, und neue Grenzbereiche berührt, wo sich Musiken begegnen.”


Beim Festival führte der Pianist/Komponist Timo Andres sein “Everything is an Onion” von seiner Komposition aus dem Jahre 2010 “Es dauert lange, ein guter Komponist zu werden” wie auch Charles Ives’ “die Alcotts” von der Klavier Sonate No.2 beim Marathon auf.


Timo Andres

Er ist einer von etlichen Auftrittskünstlern die an der Yale University Komposition studiert haben. Wie auch viele andere Festivalteilnehmer ist er in einem breiten Spektrum von Aktivitäten tätig, die einen Lebenstil der Musik ausmachen. Er, wie vieler seiner Kollegen mag es, seine Gedanken anderen mitzuteilen - sei es persönlich oder in seinem Blog artikuliert. Wir trinken zwischen den Aufführungen zusammen einen Kaffee.

“Wie bei jedem anderen Musiker auch ist mein Antrieb das Ergebnis vieler verschiedener Einflüsse. Ich schreibe dies ebenso der Offenheit einiger meiner Mentoren zu, die mir die Richtung aufzeigten, wie den Dingen, die ich selbst entdeckt habe. Ich wuchs mit meinem Großvater väterlicherseits auf, der Musik von Bartok and Shostakovich hörte, was damals wirklich richtungsweisend war und ich brauchte mir nie Gedanken über die Mechanik des Klaviers zu machen, dank meiner wunderbaren Lehrerin Eleanor Hancock, die mir elf Jahre lang, basierend auf der von Dorothy Taubman erforschten Methode,“ die Prinzipien der natürlichen Klaviertechnik beibrachte. Später studierte er auch mit Frederic Chiu und trat mit Begeisterung auf, indem er sich auf eine Reihe von Gegenwartsmusik spezialisierte, wie zum Beispiel die “wortlose Musikreihe”, die von Ronen Givony, dem (le)Poisson Rouge Musikdirektor ins Leben gerufen wurde, welche den Bostoner Kritiker Richard Dyer dazu bewegte zu behaupten: "Neue Musik kann nicht einschüchtern, wird sie mit diesem Maß an Geschick und Begeisterung gespielt."

Timo Andres beim ‘Metropolis House Concert’ Andres’ Debüt Album “Shy and Mighty”, im Mai 2010 bei Nonesuch herausgegeben,

stellt zehn miteinander zusammenhängende Stücke vor, gespielt von Andres und dem zweiten Pianisten David Kaplan, einem anderen Yale Absolventen, der ebenfalls der ‘ekstatischen’ Marathon-Aufführung beiwohnte. Alex Ross beschrieb die Komposition im ‘New Yorker’ Magazin so: ‘Shy and Mighty’ [‘scheu und gewaltig’] “…erreicht eine gemächliche Größe, die selten in amerikanischer Musik erreicht wurde, seit John Adams auf der Musikszene erschien …viel gewaltiger als scheu klingt {Andres} wie er selbst.” Teile von ‘Shy and Mighty’ werden ebenfalls im März von Andres mit dem Pianisten Bred Mehldau in Carnegie Halls Zankel Hall aufgeführt werden.

 Timo Andres Andres ist sich vollständig bewusst, dass seine Generation eine lange Geschichte von Komponisten, die seit Mozart auch aufführende Künstler waren, wieder hat aufleben lassen. Diese Künstler waren nicht nur als Musiker kreativ, sondern ebenso kreativ darin, wie sie ihre eigenen Karierren meisterten und ihre Musik einem neuen Publikum näher brachten. Timo Andres Als er mir erzählt, dass er “in eigener Regie veröffentlicht,” weist er auf seine Kenntnis typografischer Arbeit hin und darauf, wie diese ihm hilft, eine lesbare Partitur zu entwerfen. Seine Beschäftigung mit der Buchbinderei und dem Seitenformat hat seinen individuellen Prozess Partituren zu produzieren zur Wirklichkeit werden lassen. Sein Komponieren und seine Auftritte sind zwei Seiten einer Münze.

Timo Andres :


“Ich könnte niemals das eine für das andere aufgeben – sie bedingen einander; es handelt sich um ein Kontinuum,” meint er. Und was den Einfluss seiner Kompositionen betrifft, erklärt er: “Sehr viel Musik, die ich höre, ist elektronisch oder integriert elektronische Elemente. Meine Musik ist sehr von diesen Musiktechniken beeinflusst, wobei sich die Strukturen und Formen an den Minimalismus anlehnen und auf Wiederholung basieren. Schleifenmuster zur Bildung einer musikalischen Struktur haben mich immer schon fasziniert, seit dem ersten Tag, an dem ich Steve Reichs Musik gehört hatte.”

Er beschreibt das Festival und seine Beziehung zu Greenberg als dessen Kurator und meint folgendes: “Das Festival repräsentiert einige der


Trends in der experimentellen Musiktradition. In gewisser Weise ist es ein Labor, in dem man neue Sachen in Form von Zusammenarbeit ausprobieren kann, in dem Leute Überraschungen gegenüber aufgeschlossen sind, und in dem die einzigen Grenzen, die des eigenen Geschmacks sind. Das Festival stellt Judds Geschmack dar, dessen Kompositionen und allgemeine Intelligenz ich schon als Studienanfänger bewundert habe, als er ein Student im Hauptsstudium war. Heute haben all meine Freunde Aufnahmen auf seinem Label, was sicherlich dazu beigetragen hat, die New Yorker Musikszene genauer zu definieren.”

Was das Festival insbesondere zu bieten scheint, ist eine Szene, die für die beteiligten Künstler, die gewissermaßen ein neues Musikmilieu schafft.

Es gibt eine bemerkenswerte Überschneidung unter den am Festival teilnehmenden Künstlern, die gleichzeitig einige der heutzutage leidenschaftlichsten und bedeutendsten Unternehmer des zeitgenössischen  Musikgeschäfts sind. Vicky Chow ist die klassisch ausgebildete Pianistin des in New York beheimateten eklektischen Sextetts ‘Bang on a Can All – Stars’. Im Jahre 1987 machten drei junge Komponisten, gleich nach Absolvierung ihres Studiums an der Yale University ihr erstes Konzert zu einem inspirierenden 12 Stunden Marathon neuer Musik.

Im Jahre 2000 gründeten sie einen Fond für Auftragsvergabe den “People’s Commissioning Fund”, der das Publikum ermunterte, an der Auftragsvergabearbeit für neue Arbeiten teilzuhaben. Chow produzierte und kuratierte eine neue Musikreihe im Gershwin Hotel in New York City und ‘Bang on a Can’ führt ein Sommer ‘Bildungs’- Festival für junge Komponisten durch, was im Berkshire Gebirge beheimatet ist.



Gabriel Kahane

“Neurotic and Lonely”, ein Titel vom gefeierten “Craigslist Lieder” Album des Komponisten/Auftrittskünstlers Gabriel Kahane, das im Jahre 2006 aufgenommen wurde, spielt auf brilliante Weise mit den Neurosen dieser Generation.


Zynisch und zugleich aufschlussreich, präsentiert der zeitgenössische Barde seine reizvolle und abwechslungsreiche Kunst vor, indem er immer wieder seine klassischen Schumann oder Schubert -Lieder Darbietungen mit großartiger Wirkung in direkte Beziehung mit zeitgenössischen setzt. In Kahanes Kompositionen klingt traditionelle Musik wieder neu – und damit wird ein zeitloses Gefühl für beide gefördert – für die alten und die neuen Genres. Als Sohn des bekannten Pianisten Jeffrey Kahane fallen die “Pianofrüchte” natürlich nicht weit vom Stamm, worauf ich von David Kaplan hingewiesen wurde.

Gabriel Kahane

Dass er ein Kind seiner Zeit ist, zeigt Gabriel durch seine kuratorische Kreativität, indem er für einen besonders sensiblen Strang musikalischer DNA wirbt. Als Teil des MATA Festivals, das im November 2010 beim Brooklyner “Issue Project Room” stattfand, kuratierte Kahane für eine Provision und bot zeitgenössische Kompositionen dar, darunter seine eigenen wie auch Schuberts “Dichterliebe” in deutscher Ausdrucksweise am Klavier.

“Ich bin sicher, dass wir uns alle einig sind, dass Ausdrücke, die sich auf das Aufbrechen und das Trotzen gegenüber den Genres beziehen, nicht von Dauer sind ... Es gibt einen recht einfachen Leitfaden: Man schaffe einen statischen Rahmen – in diesem Fall ist das der Pianist, der singt – und dann biete man ein abwechselungsreiches Repertoire…” meint dieser Musikverfechter, der einfach nur musikalische Inklusivität und Qualität sucht und aufzeigen möchte, was Altem und Neuem gemein ist. “Ich widersetze mich nicht, Popmusik in Schumanns ‘Ich grolle nicht’ zu hören,” sagt Kahane.

Und vielleicht sollten wir unser Hauptaugenmerk in der Tat nicht auf die Differenzierungen innerhalb der Performance-Kultur und die stilistischen Unterscheidungen richten, sondern bereitwillig die “konstruktive Story” des Festivals annehmen, wie sie Greenstein, Andres und Kahane – unter vielen anderen - ekstatisch anstimmen.

Kahane kommt zum Schluß: “…der Zuhörer wird zum Ergebnis kommen, dass man auf die Unterscheidung zwischen den Genres verzichten kann, was uns auf das oft zitierte golden Wort von Duke Ellington zurückkommen läßt: “Es gibt nur zwei unterschiedliche Arten von Musik gute Musik und die andere Sorte.”


Kahane, selber ein Absolvent der Brown University, hat ein Stück von Andres für das ‘MATA Project‘ in Auftrag gegeben. Er und der junge an der Yale Universität ausgebildete Komponist haben viele Interessen gemein, meint Andres. Sie werden zusammen in dem Konzert am 5. März im Rahmen des Merkin Festival auftreten, wo sie den Komponisten Charles Ives erkunden und verschiedene musikalische Einflüsse auf Ives Musik und eigene Kompositionen sezieren werden.

Dieses Konzert wird eine weite Reise durch die Musikgeschichte beinhalten und beginnt mit Bach- Arrangements von Kurtag wie auch mit einigen Liedern von Ives, die von Kahane dargeboten werden.

“Ich arrangiere die ‘Conneticut Gospels’ – für Piano und Hammondorgel, indem ich den Einfluss von Ives im Hinterkopf habe, um so von einem zum anderen Connecticut Komponisten zu sprechen”, sagt Andres und bestätigt, nicht ohne einen gewissen Stolz, dass Ives, wie er, an der Yale Universität studiert hat und als erster echter “amerikanischer” Komponist Anerkennung fand.

‘Ecstatic Music Festival’ in der Merkin Concert Hall bis zum 28. März

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