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Evgeny Kissin: Jerusalem im Herzen

Obwohl die Liszt Konzert Tournee des Pianisten nicht wirklich wie ursprünglich geplant in Jerusalem ihren Auftakt nahm und stattdessen in Madrid begann, war es in seinem Herzen ein großer Moment, in Jerusalem das erste Mal zu spielen. Wie er es ausdrückte: “Im Eshkachech Yerushalayim Tishkach Yimini ...” Douay-Rheims Bible

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(Wenn ich dich, Oh Jerusalem, vergesse, werde ich meiner rechten Hand vergessen) Ich könnte mir nicht einmal ansatzweise die Auswirkungen dieser wörtlichen Wiedergabe vorstellen.


Kissin gibt regelmässisg Konzertaufführungen in Tel Aviv, aber dieses Konzert, dass am 16. Februar (anstatt wie geplant am 8. Januar) stattfand, war das erste seiner Art und verfolgte ein lokal angelegtes Ziel: dabei zu helfen, Gelder für das ‘Jerusalem Music Center’ zu beschaffen.

Wie Kissin mir erzählte, ging die Initiative für das Konzert auf seinen Wunsch zurück, in Jerusalem selbst aufzutreten und auf der Suche nach dieser willkommenen Gelegenheit trat er an seine Freundin Lady Annabelle Weidenfeld heran. Als Beiratsmitglied des Centers und zusammen mit der Jerusalem Foundation und dem renommierten Pianisten Murray Perahia, dem Präsidenten dieser Organisation seit 2009, entsprach Lady Weidenfeld diesem enthusiatisch gerne und das Konzert wurde als Teil von Kissins 2011 Welttournee geplant. Das Konzert zu Ehren von Liszts 200. Geburtstag fand im International Convention Center ’Binyanei hauma’ in Jerusalem statt, um so vielen Leuten wie möglich Platz zu bieten. Dies war Teil der Liszt Konzerttournee, die Jerusalem auf die Landkarte klassischer Musik zusammen mit den üblichen ehrwürdigen Veranstaltungsorten setzte, einschließlich der Carnegie Hall; in letzterer [ist der Auftritt] am 9. März 2011.

In dem malerischen Stadtteil ‘Mishkenot She’ananim’, nahe der Jerusalemer Altstadt gelegen, war das JMC im Jahre 1973 gegründet worden, angeregt durch die Vision von Isaac Stern, dem legendären Violinisten und Mentoren vieler großer Künstler und von Teddy Kollek, dem eminenten Bürgermeister von Jerusalem.

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Photo: Jerusalem Musik Zentrum


Sella meint: ”Aus der Perspektive des JMC versuchen wir JMC versuchen wir unpolitisch zu sein und laden nur die beste musikalischen Qualität ein. Wir sind an einigen Projekten beteiligt, in denen man sehen kann, dass israelische Juden und israelische Araber zusammenspielen. ”Wir glauben an Koexistenz.”

Ohne selbst eine Schule zu sein, gibt es bei JCM ein beachtliches Ausbildungsangebot, wie das ‘Perlman Music Program’, das es Studenten ermöglicht, im Orchester unter dem Taktstock vom Maestro Yitzhak Perlman zu spielen und auch Kammer- und klassische arabische Musik zu studieren wie auch in einem Chor zu singen und Privatstunden von einem Lehrkörper von Weltklasse zu bekommen.

Kissin gab die Zustimmung, die Einnahmen aus seinem Jerusalem Konzert zu Unterstützung der JMC Ausbildungsprogramme für junge Pianisten am Center zu stiften.


Sella zu Folge, “war es eine solide Bestätigung der hohen Wertschätzung für Jerusalems Kultur.”


In einem in der Jerusalem Post schriftlich wiedergegebenen Interview im Januar 2011 werden Kissins starke Gefühle bezüglich seiner jüdischen Identität deutlich: “…Trotz der Tatsache, dass ich in einer assimilierten Familie aufwuchs und nichts über die jüdische Geschichte, geschweige denn Religion wusste,  …schrieb ich als Kind, man glaube es kaum, ein Testament (ja wirklich!). Dessen Inhalt, denke ich, verrät vieles.


Kissin wird von der Hebrew Universitat in Jerusalem mit dem Doktor Titel geehrt.

Es liest sich wie folgt: ‘Wenn ich sterbe, beerdigt mich in einem Wald …mit der folgenden Inschrift: hier liegt Evgeny Kissin, ein Sohn des jüdischen Volkes und ein Diener der Musik …Sehen Sie, so habe ich mich bereits als Kind gesehen.”




Als er in England wohnte, war Kissin wachsenden anti-semitischen und anti-israelischen Gefühlen ausgesetzt. Er fühle eine Verpflichtung, in der Öffentlichkeit zu stehen und Israel zu verteidigen.

Mein Artikel : The artist as citizen,  untersucht seine öffentliche Empörung, die er in einem offenen Brief an das BBC zum Ausdruck brachte. Seine Fanseite beinhaltet eine Bibliothek, die er beschreibt, mit Aussagen wie diesen …”Autoren, viele von ihnen nicht-jüdisch, viele von ihnen arabisch, haben Interviews zur Unterstützung von Israel gegeben ….Ich begann in der Öffentlichkeit das Wort zu ergreifen, um der anti-israelischen Hysterie in so vielen Teilen der Welt zu begegnen. Da man mich gut kannte und überall auf der Welt Hunderttausende von Menschen in meine Konzerte kamen und meine Aufnahmen kauften, dachte ich, dass ich es Ihnen sagen musste: ”Falls Sie meine Kunst mögen, die ist so wie ich bin, was ich repräsentiere und das, wofür ich stehe.” Kissin erkärt seinen Fans auf seiner Webseite seine Überzeugungen mit grundlegenden historischen Fakten zu Israel in einem Versuch anti-israelischer Propaganda zu begegnen. Während ich Kissins Engagement, für Israels demokratische Rechte und Pflichten das Wort zu ergreifen, schon gut kannte, habe ich erst vor kurzem über seine von Herzen kommende Liebe zur jiddischen Sprache und deren Beherrschung erfahren.


Durch das Schicksal vom Aussterben bedroht, war Jiddisch vor dem Zweiten Weltkrieg die Umgangssprache der Juden in Ost-und Mitteleuropa und wurde zu einem nationalen Hort der jüdischen Kultur. In einem in Jiddisch geführten Interview mit Dr. Max Kohn im Videokanal vom “Forverts” (der Jiddischen Version vom ‘Forward’), erklärt Kissin wie er sich selbst ‘Alef Beis’ beibrachte, die hebräischen Buchstaben, die zum Lesen eines “Urtexts” notwendig sind. Er wirbt auch für seine CD, ‘On the Keys of Yiddish Poetry [auf der Tastatur jiddischer Dichtung]’, welche die Gedichte jiddischer Dichter vorstellt, die Kissin auf Jiddisch rezitiert. Das Interview (auch auf Jiddisch) kann man auf Youtube finden. Er hat ebenfalls Vorträge ‘Live’ in jiddischer Sprache in Verbier und Montpelier gegeben.


Beim Jerusalem Konzert spielte der russische Meister der Tasten trotz der kurzfristigen Verkündigung einer Terminänderung vor praktisch ausverkaufter Halle. Neben Hebräisch war Russisch die vorherrschend hörbare Sprache. Als ich neben einer älteren Dame saß, die Kommentare in russischer Sprache murmelte, bekam ich mit, dass sie eine Klavierlehrerin war. Wir saßen in der ersten Reihe und sie betrachtete kritisch jede Bewegung auf der Bühne. Sie hätte gut eine Bekannte Kissins eigener großartigen Lehrerin Anna Pavlovna Kantor sein können.

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Nach einer bedeutenden Welle russisch-jüdischer Einwanderung in den Siebziger und Achtziger Jahren herrscht die große Schule des russisch-jüdischen Musikalität in Israel. Das wird zum Beispiel an der hohen Prozentzahl der Musiker mit russischer Herkunft beim ’Israel Philharmonic Orchestra’ deutlich.

Kissin wurde den gesamten Auftritt hindurch gefeiert, als sich sowohl junge wie auch ältere enthusiatische Fans der Bühne näherten und einen Blumenstrauß nach dem andern überreichten.

Direkt im Anschluss an das Konzert folgte ein Schwarm von Bewunderern, Musikstudenten und allen anderen Anwesenden Kissin in den provisorischen Aufenthaltsraum hinter den Kulissen, des Convention Centers. Man könnte meinen, es handele sich um eine Szene aus einem Rockkonzert: Fans die sich um Kissin drängen, sich abkämpfen, nur um ihn kurz zu Gesicht zu bekommen, ein Autogramm zu erheischen oder ein Foto ihres Idols zu ergattern.



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