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Hanna Arie-Gaifman – Kollaboratives vom ‘92 Street Y’



Als Direktor des ‘Tisch Center for the Arts’ am ‘92nd Street Y, an dem sie die 92Y Konzertreihe und das ebenso von der Tisch Famile gestiftete ‘Unterberg Poetry Center’ betreut, gibt Hanna Arie-Gaifman ihrer tiefsitzenden Leidenschaft und Kenntnis von Literatur und Musik nach. “Ich kam im Jahre 2000 an das 92Y,“ teilt Gaifman an ihrem kleinen Schreibtisch sitzend mit, auf dem sich in ihrem Büro im 4. Stock des Y Akten, Mitteilungen und Kataloge stapeln. Das Gebäude, in dem sie arbeitet, nimmt einen Häuserblock an der Lexington Avenue zwischen der 92. und der 93. Strasse ein. “Indem es Vortrefflichkeit in Literatur und Musik präsentiert, handelt es sich um eine erstaunliche Kombination, von all dem, was ich liebe. Es verfügt über eine lange Geschichte und Tradition sich selbst treu zu sein und setzt die eigene Integrität mit einer ehrlichen Suche nach den sich ändernden Verantwortlichkeiten in der kommunalen Umgebung und Anhängerschaft fort und erfüllt damit ein echtes, gesellschaftliches Bedürfniss.”

Nachdem Gaifman an der Rubin Academy in Jerusalem studiert hatte, hätte sie selbst eine Karriere als Konzertmusikerin in Betracht ziehen können, tat es aber nicht, da sie glaubte, dass ihre Fähigkeiten ihr es erlaubten, in anderen Bereichen des musikalischen Feldes, Größeres leisten könne. Es ist genau diesesTalent, Ideen und Kulturen zusammenzubringen, die bei den vielen verschiedenen Rollen, die sie als Musikmoderatorin bekleidete, durchschimmerte – lange bevor sie ihren Einfluss am 92 Y bemerkbar machte.

Als Dekanin der Mozart Akademie in Prag, Direktor der künstlerischen Leitung und internationalen Beziehungen an der Tschechischen Philharmonie und Direktorin des jährlich stattfindenen Prager ‘Festival Musica Judaica’ von 1993-2000 zeigte Gaifman ihre Fähigkeit bezüglich internationaler Kooperation und Management wie auch ihr großes Talent, das kulturelle Leben der post-kommunistischen Tschechoslowakei zu bereichern.

“Es war mir möglich, einiges an Zusammenarbeit mit der westlichen Welt im Allgemeinen zu verändern und im Besonderen einige der Wahrnehmungen zu verändern, zum Beispiel was die Bedürfnisse von Auftrittskünstlern angeht– selbst heute ist die Tschechische Philharmonie eine der unterbezahltesten Orchester in der Welt,” erläutert sie. Als Direktorin war Gaifman in der Lage, einige Banken dafür zu gewinnen, zusätzliche Finanzmittel für die Philharmonie zu garantieren und es gelang ihr, auch den hervorragenden Dirigenten Vladimir Ashkenazy für das Orchester zu gewinnen. “Meine Freunde haben die ‘Musica Judaica’ initiiert,” sagt Gaifman, deren Muttersprachen Tschechisch und Deutsch und dann Hebräisch waren, und es erschien mir sinnvoll, das Festival zu organisieren und zu leiten. Ich wurde sehr von dem neuen Geiste inspiriert, der durch alle kulturellen Institutionen rauschte, die zuvor bestanden hatten und nun neu organisiert wieder aufblühten.” Sie hatte schon immer einen Hang für die Synthese von der Allgemein- und der Musikkultur – aber auch einen großen Gefallen daran, jüdisches Kulturleben wiederzubeleben, von dem Prag solch eine besondere Hochburg war.

“Ich habe immer, seit ich in meinen Endzwanzigern war, Musik präsentiert, angefangen im Jahre 1975 mit dem Jerusalem Festival” erklärt Gaifman  (was im Jahre 1978 das Israel Festival wurde). Am 92Y Gaifman sieht sich als Teil von etwas, was dessen Gründer, deutsch-jüdische Unternehmer, die die “Hebräische Vereinigung junger Männer und Frauen” ins Leben riefen, sich in ihrer Bemähung um Spitzenqualität und einer aufrichtigen Sorge um den Zustand der Welt zum Ziel gesetzt hatten: “Wir hoffen Konzerte mit besonderem Inhalt vorzustellen oder Künstler, an die wir glauben, die nicht unbedingt auf den New Yorker Bühnen oft genug vorgestellt werden. Wir schauen uns verschiedene jüdische kulturelle Aspekte an und stellen eine Vielzahl von Themen innerhalb einer reichhaltigen Tradition von an Inhalten orientierten Programmen vor, die oft durch interdisziplinäre Kunstformen repräsentiert werden. Aber wir haben auch einfach großartige Auftrittskünstler, Meister auf ihrem Instrument, und … wir haben einen der Konzertsäle mit der besten Akustik in der Stadt New York, der für 917 aufmerksame, oft begeisterte Zuhörer Platz bietet.” Hanna Arie-Gaifman vom 92 Y © Joshua Bright Fotographie


Gaifmans Expertise in beiden Bereichen, sowohl der in Literatur als auch in der Musik, ist eindrucksvoll. Sie erwarb in Russischer und Englischer Literatur Bachelor Abschlüsse von der Hebräischen Universität, einen Magister Abschluss in Slawischen Sprachen und Literatur von der Stanford Universität und einen Doktor in Vergleichender Literaturwissenschaft von der Hebräischen Universität. Sie hat an der ‘University of California’ in Berkeley und an der ‘New York University’ unterrichtet.

Gaifman benutzt oft ihre sprachliche – und soziale Kompetenz, indem sie mit dem Publikum in einen Dialog tritt, aber sie merkt an, dass ihre Fähigkeit, sich fließend auf Englisch, Deutsch, Französisch, Hebräisch, Tschechisch und Russisch zu unterhalten, eine unerlässliche Hilfe dabei gewesen ist, auf bedeutungsvolle Weise die verschiedenen internationalen Künstler zu verstehen, die sie einführt.

“Ich genieße es ganz außerordentlich, diese Programme mit einem wundervollen Team zu schaffen. Ich halte immer nach Künstlern Ausschau, die zusammenarbeiten und Ideen austauschen können. Die interessanteren Künstler haben vielleicht eine große Vision von dem, was sie schaffen wollen, aber es ist immer jede Menge Teamarbeit notwendig, wenn man am 92Y ein Programm präsentieren will. Wir haben unseren eigenen Eingaben und Vorstellungen und müssen gut miteinander kommunizieren können.” Sie fährt weiter fort, indem sie die Intimität des Planungs- und Auftritts- Prozesses beschreibt, die sie mit dem renommierten Tokio Streichquartett durchlief, das sich bald auflösen wird und am 92Y einen seiner letzten Auftritte am 26. Januar mit einem Programm geben wird, dass Lera Auerbachs Premiere von ‘Farewell’ beinhalten wird, das vom 92 Y in Auftrag  worden war. Das Quartett war für den Zeitraum von zehn Jahren am 92Y beheimatet. “Sie nannten mich ihr fünftes Mitglied, da ich immer soviel Input hatte, das Programm zu diskutieren,” lacht sie.


Foto: Hanna Arie-Gaifman und die Mitglieder des Tokio Streichquartetts, mit freundlicher Genehmigung des 92Y Lera Auerbach -F.Reinhold


Nun in ihrem 13. Jahr hat sich Gaifmans Programmarbeit für die klassische Musikreihe weg von der Potpourri-Behandlung der Musik hin zu zielgerichteteren Programmen fortbewegt, die individuelle Bedürfnisse befriedigen, wie die Konzentration auf bestimmte Auftragsvergaben der  Premieren neuer Werke, wie beim zuvor genannte Stück von Lea Auerbach. Ihre Voraussicht weitet sich mit expandierenden Möglichkeiten aus. Momentan empfindet Gaifman, dass mit der Genehmigung der Künstler die Aufnahmen, die zu Dokumentationszwecken von allen Auftritten am Y gemacht wurden, gut genutzt werden könnten, würden sie der Öffentlichkeit freigegeben  und zugänglich gemacht. Die letzte Aufnahme, an der der Y bei einer Koproduktion und Veröffentlichung tatsächlich teilhatte, war Claudio Abados letzter Live-Auftritt am 92Y im Jahre 1976.. “Einige Veranstaltungen werden bereits von Sendern wie NPR (National Public Radio) und WWFM (Classical Network) übertragen. Aber ich fände es prima, einen ‘Live” Konzertsaal mit live-Streaming aller Veranstaltungen zu haben,”sagt sie. Gaifman gelingt es, ihre umfassende und aufgeschlossene Sichtweise zu bewahren während sie sich gleichzeitig auf die kleinsten Details zu konzentriert. Sie sucht unermüdlich nach neuen Wegen, den Erkundungs-Willen ihres Publikums zu vergrößern und neue Hörer anzuziehen. Gaifmans Wunsch nach Expansion wird mit größter Wahrscheinlichkeit die Ausweitung auf weitere Standorte umfassen und so Downtown-Auftritte in ihre Programme der nicht zu fernen Zukunft mit aufnehmen.



Gaifman plant weit im Voraus, indem sie ungefähr vierzig klassische beliebte Konzerte pro Jahr kuratiert und die Mehrheit der Veranstaltungen eineinhalb Jahre in voraus ausarbeitet. Sie verhandelt die Zeiten und koordiniert eine breite Palette von Bildungs- und anderen Programmen, die sich an die Öffentlichkeit wenden und am selben Ort untergebracht sind. Ihre persönliche Teilnahme ist bemerkenswert, da sie fast all die Veranstaltungen, die sie plant, auch besucht. Über ihre begeisterte Schirmherrschaft sagt sie: “Wenn ich es nicht selbst genieße, warum sollte es das Publikum?”



Am 11. Februar wird der 92 Y eine von Gaifmans liebsten - sich gegenseitig erhellenden literarischen und musikalischen Veranstaltungen vorstellen, die sie geplant hat. Der Pianist Jeremy Denk, der ein leidenschaftlicher Darbieter der Werke von Charles Ives und ein passionierter veröffentlichter Autor mit dem interessanten ‘ThinkDenk’ Blog ist, wird Sektionen aus Ives’ transzendentalen Satzes seiner ’Concord Sonata’ darbieten, in der berühmterweise historische, literarische Pesönlichkeiten wie Emerson, Thoreau, die Alcotts und Hawthorne beschrieben werden; sein Auftritt wird durch die Lesung aus den Werken dieser Autoren begleitet.

“Für mich geht es darum, neugierigen Leuten zu dienen, [es geht] um die Qualität, die sie überzeugen wird, aktiv Kultur und die Erfahrung zu genießen. Bereits als ich Literatur unterrichtete, dachte ich mir im Stillen, dass es einen Unterschied ausmachen würde, wenn ich nur das Interesse eines einzigen Studenten gewinnen und eine Leidenschaft für Literatur, die ich so liebe, entfachen würde. Hier am 92Y ist der eine Platz in der Welt, der sich auf beide Welten, die ich liebe und verstehe, konzentriert – Musik und Literatur – und da wo ich einen Unterscheid ausmachen kann, da wirke ich gerne mit.”

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