Wissen ist der Anfang, der mitreißende, Emmy-preisgekrönte Dokumentarfilm von Paul Smaczny, der im Jahre 2005 für ‘Euro Arts Music’ herauskam, wirft einen genauen Blick auf die visionäre gemeinsame Unternehmung zweier kreativer Kräfte: die des Palästinensers Edward Said und des Israelis Daniel Barenboim, die es schafften, ein außerordentliches Beispiel zu geben und damit die Macht der Musik über die Politik sichtbar machten. Der Film dokumentiert die Gründung des Ost-West Diwan-Orchesters im Jahre 1999 in Weimar, deren Ziel es war, Musiker aus Israel, Palästina, Syrien, dem Libanon, Jordanien und Ägypten wie auch internationale Gastkünstler und Pädagogen angesichts und trotz politischer Zwietracht im Nahen Osten zusammenzubringen. Nach der deutschen Wiedervereinigung war die Stadt Weimar darauf aus, ihre einstige, glorreiche, musikalische Vergangenheit zurückzubringen und Barenboim versuchte, mit seinem an die Öffentlichkeit gerichteten Musikprojekt, einen wirklichen Unterschied auszumachen. Das Orchester erschien als eine Möglichkeit, die Ziele beider Seiten zu erreichen. Die alles überwindende Menschlichkeit in den Dialogen zwischen den jungen Musikern, die sich ergibt, wenn sie lernen und zusammen auftreten, beseitigt die bestehenden Bedenken und Vorurteile, denen sie gegenüberstehen und die sie als Individuen bewältigen müssen. Gesten, wie sich einen Notenständer zu teilen, das musikalische Können eines jeden zu würdigen und sich ganz einfach auf persönlicher Ebene kennenzulernen, sind kleine, aber dennoch wichtige Bausteine. Barenboim hat für dieses Ergebnis eine logische Erklärung bereit: Die Zeit, die man mit Musik verbringt, ist eine Zeit, die weniger für extremistische Ideen verwandt werden kann.” Sich gegenseitig kennenzulernen scheint in der Tat ein vielversprechender Beginn eines wirklichen Perspektivenwechsels. Der Film findet ein ausgewogenes Verhältnis, sich eingehend mit den inneren sozio-politischen Konflikten, um die es geht, zu beschäftigen und über Proben und Konzerte, die Smaczny behandelt hinweg, den Prozess des Musikmachens darzustellen. Musikprogramme, die sich auch an die in Israel lebende arabische Bevölkerung wenden, hat es seit Jahren gegeben, unterstützt von besonderen Konzerttouren in vorwiegend arabischen Gegenden und gesponsert vom Israelischen Philharmonischen Orchester. Keine dieser Bemühungen hat jedoch die Bedeutung und Resonanz gehabt, wie es das Ost-West Diwan-Orchester in der Öffentlichkeit hatte; das Orchester bietet seinen Musikern eine eigene Realität, der man schwerlich in seiner Gradlinigkeit widerstehen kann. Ohne irgendwelche besonderen politischen Ambitionen zu haben und dennoch mit dem Wagnis nicht ‘politisch korrekt’ zu sein, gelang es den führenden Persönlichkeiten auf beiden Seiten, mit dem Ost-West Diwan eine einzigartig sichere Umgebung zu schaffen, die Eintracht und gegenseitiges Verständnis innerhalb der Gruppe seiner Musiker fördert. Wie der Film wirksam vermittelt, ist Barenboims Aufmerksamkeit auf das Detail und seine außergewöhnliche Gabe, das Beste aus jedem Musiker herauszuholen, inspirierend und signalisiert sein Enagement, dieses Kooperationsprojekt auf die nächst höhere Ebene zu bringen.
Director's Note
I was working on a profile of Daniel Barenboim when, in August 1999, he invited me to come and film in Weimar, Germany. At that time he and his friend Edward Said were in the process of setting up the West-Eastern Divan Orchestra project.
I thought I would stay and film two or three days to document Barenboim's activities (as part of his profile) in reconciling Israelis and Palestinians. I ended up following this unique experience for seven years.
For me, Knowledge is the Beginning is a film about what music can do; the way it can transcend cultural barriers, bring people together, defeat prejudice and overcome religious and political differences. Playing in an orchestra teaches the Arab and Israeli kids of the West-Eastern Divan not only to share a music stand with people they had no contact with before, but even more, to listen to the other and simultaneously express themselves as individuals.
I think that the West-Eastern Divan gives us an idea of what the Middle East might be. And I hope that my film helps to illuminate the power of Daniel Barenboim's vision - of a productive and harmonious Arab-Israeli co-existence.
Paul Smaczny
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