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Musikalisches Talent liegt in der Familie – Gerard und Julian Schwarz


Wenn sie aufgezogen werden, um die ‘Meister’ der nächsten Generation zu werden, sehen sich junge musikalische Talente, die als Kinder professioneller Musiker aufwachsen, oft einem besonders herausfordernden Reifeprozess konfrontiert. Einige der großartigen Privilegien, wie der fotwährende Umgang mit dem Musikleben und die Prägung durch musikalische Anregung schon in früher Kindheit werden von der Notwendigkeit untergraben, sich von sowohl den elterlichen als auch den musikalischen Autoritätsfiguren in der Bemühung, seine eigene Stimme zu finden, abzusetzen.

Bildnachweis: Steve Sherman



Während er sich um eine eigene Identität bemühte, sah sich Julian Schwarz, ein talentierter junger Cellist, mit der Frage konfrontiert “wie sehr man über seine Familie definiert werden möchte, besonders über seinen Vater, der ein bekannter Maestro ist?” “Das war etwas, das ich erst für mich klären musste,” meint Julian. Er spricht mit Leidenschaft von dem Weg, auf den er sich begab, um herauszufinden, was er persönlich der musikalischen Welt und einem Lebenstil bieten könnte, den er immer in höchsten Ehren gehalten hatte. “Ich war immer auf meinen Hintergrund und das musikalische Leben, das ich mit meiner Familie teilte, stolz: meine Mutter, meine Großeltern, meine Tanten und viele meiner Cousins sind Musiker. Meine Eltern trafen sich eigentlich durch den Vater meiner Mutter, einem begabten Violinisten, als mein Vater die erste Trompete bei der ‘New York Philharmonic’ spielte. Es ist nicht nur mein Vater – Musik ist eine Familienangelegenheit.”


Foto: Julian Schwarz, The Violin Channel

Julian begann in der Schulzeit sich aktiv um Auftritte zu bemühen. Als er an verschiedenen lokalen Orchester Wettbewerben sowie Kammermusikaufführungen teilnahm, begann er sich musikalisch sicherer zu fühlen und merkte, dass etwas “geklickt hatte.” Schließlich entschloss er sich, die ‘Coburn School’ in Los Angeles zu besuchen, um seine musikalische Ausbildung fortzusetzen. Es dauerte nicht lange, bis das Management aufmerksam wurde, sich für Julians Berufslaufbahn zu interessieren begann und Konzertourneen initiierte; aber Julian fühlte sich noch nicht in der Lage, seinen Schulbesuch mit seinem aufblühenden beruflichen Leben in Verbindung zu bringen.


Julian und seine Geschwister wuchsen in Seattle auf, wo ihr Vater Gerard Schwarz, der zum Dirigenten gewordene Trompeter, seine lang anhaltende Beziehung zur ‘Seattle Symphony’ begonnen hatte. Als eine der Schlüsselfiguren half Maestro Schwarz, die künstlerische Gemeinde von Seattle zu formen und fortzubilden: Es war mein Ziel eine Community aufzubauen und mein Motto war – wir müssen großartige Konzerte spielen, dann wird das Publikum kommen.” Unter Gerards Leitung errichtete das ‘Seattle Orchestra’ seine eigene, neue Konzerthalle, genannt Benaroya Hall. Die Straße, die zu dieser führte, wurde Gerard Schwarz Place benannt. Der Dirigent, dessen Porträt das Vestibül des Saals verziert, verschrieb sich voll dem fünfjährigem Projekt, was einen Konzertsaal mit einer einem weltbekannten Orchester angemessenen Akustik zum Ergebnis hatte, das – und das sagt er mit Stolz – großartig klang, zumindest als ich es vor ein paar Jahren verließ.”



Als Julian im Jahre 2010 zurück nach New York zog, fand er, dass es an der Zeit war, sich ein neues Zuhause in der Stadt zu schaffen, von der er denkt, dass sie der ideale Ort für Musiker ist. Es war zu dieser Zeit, dass er das Gefühl bekam, musikalisch gesehen “sich selbst gefunden” zu haben. Im Jahre 2010 hatte er mit einem Cello Konzert Premiere, das vom Komponisten Samuel Jones, der bei der “Seattle Symphony” zu Gast war, mit ihm in Hinterkopf geschrieben worden war. Bei der Eröffnungsgala der ‘Symphony’ in diesem Jahr teilten sich Vater und Sohn die Bühne und Julian fühlte sich zum ersten Mal wie der Solist, der er wirklich war. Er schaffte es, seinen Vater zu beindrucken, der “ein bisschen nervös” ein schnelles Durchspielen zuhause vor dem Auftritt des Abends vorgeschlagen hatte. “Er prüfte mich ein bisschen und als er mir dann den Notenständer anbot, um Teile des Stückes durchzuspielen, lehnte ich ab. Ich hatte das ganze Stück auswendig gelernt und es mir zu eigen gemacht und mein Einsatz war uns beiden klar,” merkt Julian an.


Die Beziehung zwischen diesen beiden Talenten wirft die Frage auf, wann es Ihnen als Vater und Dirigent aufgefallen ist, dass das Kind zuhause Talent hat? “Von Anfang an,” sagt Gerard, “als Julian im Alter von fünf Jahren Klavierunterricht nahm. Man konnte sehen, dass er eine wunderbare musikalische Begabung hatte und als er mit dem Cellospielen begann, fielen ihm viele Dinge wie Intonation, Improvisation, dem Gehör nach zu spielen einfach zu.” Indem er in einer großen Familie mit einem großen musikalischen Kontingent aufwuchs – elf Familienmitglieder besuchten die Julliard School – spielte Julian viele Instrumente, zeigte aber ein anhaltendes Interesse am Cello. Talent zu haben und eine Karriere anzustreben sind jedoch zwei völlig verschiedene Dinge. “Wir haben nie zu viel Druck ausgeübt,” erläutert Gerard, aber wir machten Musikstunden zur Bedingung seiner allgemeinen Ausbildung.” Julian besuchte auch die Sommerschulen, wo man üben musste oder sonst nichts zu tun hatte,“ sagt sein Vater ganz paragmatisch, der auch zugibt, sich gewünscht zu haben, dass eines seiner Kinder – es gibt drei Geschwister die nicht Musiker sind – ein Musiker wird: “Ich dachte, ich mag tatsächlich in der Lage sein, ihm zu helfen. Aber ich weiss, wie schwer es ist, als Musiker Karriere zu machen und ich ermutigte ihn nur dann ein Musikerleben anzustreben, wenn er das Gefühl hätte, dass er es absolut machen müsste.” Gerard kann das nicht datieren, aber er deutet an, dass diejenigen, die Julian zuhören, wissen, dass er das Zeug dazu hat: Ob im Alter von 11 Jahren oder mit 21, es gab immer diejenigen die meinten, er hätte nur aufgrund unserer Beziehung eine Chance, bis sie ihn schließlich spielen hörten. Und am Ende gleichen sich die Gelegenheiten, die er bekommt, mit denen aus, die er nicht bekommt, gerade weil er mein Sohn ist.”



”Das Projekt wird im öffentlichen Fernsehen (als Abonnement erhältich) vorgestellt” und widerspricht damit dem alten Vorurteil, das klassische Musik nur für die Elite ist. Nun umsonst von der Couch aus erhältlich, steht es in der Planung, die Reihe auszuweiten, indem jährlich neue Segmente hinzugefügt werden. Bis jetzt werden für acht Stunden traditionelle Meisterstücke in Kombination mit neun Werken von lebenden Komponisten, einschließlich von Phillip Glass, Brite Chang, Ellen Zwiliech, Augusta Reed Thomas, Bernhard Rens, David Stock, Joseph Schwantener, Samuel Joans und Richard Danielpur dargeboten.

Neben den ‘live’ aufgenommenen Konzerten von handausgesuchten Musikern aus Amerikas Orchestern, gibt es eine bildungsbeogene Website mit vielen Informationen zu den aufgeführten Werken. Zusätzlich wird es gefilmtes Zusatzmaterial geben, das eine vertiefende Analyse eines jeden Stückes wie auch partielle Konzertauschnitte von Orchestersektionen und den Einsichten der Hauptspieler in einjeder Sektion bietet. Alles in allem werden die kombinierten Materalien dem Publikum eine Betrachtung und ein Verständnis der orchestralen Werke bereitstellen, was weit über jede detaillierte Beschreibung hinausgeht, die bis jetzt zur Verfügung stand.



Für Julian war es neben dem Violinisten Yevgeny Kutik und dem Pianisten Xiayin Wang, den anderen beiden jungen Solisten, die auf der Aufnahme herausgestellt werden, zu spielen, “vielleicht die nervenaufreibenste Sache, die ich je gemacht habe. Hier gab es die Crème de la Crème von Orchestermusikern und ich musste mich unter Beweis stellen. Ich war auch sehr aufgeregt – es gab keine Probe, ein jeder wusste vom ersten Moment an, dass es auf jede Note ankommen würde. Es lag Elektrizität in der Luft, wie man es normalerweise nur bei intimerer Kammermusik findet.” Und aus der Sicht des Maestros: “ich kannte alle Musiker extrem gut und gab ihnen Spielraum. Proben waren praktisch gesehen unnötig und das sparte viel Zeit, was das Wesentliche für eine solche Aufnahmebemühung war (die am New Yorker City Center stattfand). Alle Aufbereitungen wurden im Voraus ausgearbeitet, aber wir benutzten mit wenigen Ausnahmen kaum welche. Es gab kaum einen der glaubte, dass wir alles in der kurzen uns zur Verfügung stehenden Zeit schaffen würden, aber es gelang uns.” Für aktuelle Informationen zu den nationalen Sendungen besuche man: http://www.allstarorchestra.org/

Die Vater-Sohn Kooperation geht weiter: das Paar hat sich nach Australien aufgemacht, um das legendäre Elgar Cello Konzert mit der ‘Brisbane Queensland Symphony’ für das ‘Master Performers Label aufzunehmen.

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