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Vicky Chow: die Eröffnung einer Neuen Partitur

Spricht man mit der begabten jungen Pianistin über ihre Mitwirkung auf dem Gebiet der Darbietung neuer Musik, ist es leicht, vom ansteckenden Enthusiasmus der klassisch ausgebildeten Absolventin von Julliard und der ‘Manhattan School of Music’ hingerissen zu sein und von ihren persönlichen Erkenntnissen eingenommen zu werden. Was ein neues Musik Repertoire angeht, hat sie während der letzten zwei Jahre als die Klavier-/Keyboard-Spielerin des neuen Music Ensembles ‘Bang on a Can All-Stars’ viel nachgeholt.

Das innovative Sextett besteht aus Klarinette,Keyboard/Piano, Cello, elektrischer Gitarre, Bass und Schlagzeug. Das einzigartige Zusammenspiel – das Cello und der Klavierflügel werden  regelmäßig auf der Bühne verstärkt – schafft eine zusammengesetzte Klangwelt. Halb eine Rockband, halb verstärkte Kammermusikgruppe sind die ‘All Stars’ für ihre erfolgreiche Avantgarde Initiative bekannt, indem sie sich an neuen Musik-Kollaborationen mit einigen der anregensten Komponisten unserer Zeit beteiligen.

Nach einer Zusammenarbeit mit vielen auf der A-Liste Neuer Musik, einschließlich von Steve Reich, Tan Dun, Ornette Coleman, Philip Glass und Meredith Monk war die Band in einer Vielzahl von Auftrittsprojekten, die sowohl an Luxus- Veranstaltungsorten wie der Carnegie Hall als auch alternativen, manchmal öffentlichen Auftrittsorten abgehalten wurden, unglaublich erfolgreich.

Die Fotos in diesem Artikel entstanden beim Soundcheck dessen, was eines der bekanntesten Kollaborationen der Band werden sollte, dem außerordentlichen, extravaganten Spektakel, das am 19. Juni im ‘Wintergarden’ des New Yorker World Financial Center veranstaltet wird – dem Bang on the Can Marathon. Der Marathon wurde im Jahre 1987 von den Komponisten David Lang, Julia Wolfeu und Michael Garden initiiert, die ein all-umfassendes “Treffen von Bands” schaffen und die Barrieren zwischen den Musik Genres einreißen wollten. Vom ‘River to River Festival’ und von ‘Arts at World Financial Center’ mitveranstaltet, werden an dem diesjährigen Marathon 180 Auftrittskünstkler und Komponisten ein ununterbrochenes offenes Haus für Neue Musik präsentieren.



Aber es gab noch einen anderen Grund, warum Chow, bevor sie bei Julliard anfing, sich in einer Situation befand, wo es nicht recht weiterging. Kaplinsky, die Direktorin des Klavier-Fachbereichs bei Julliard, erkannte, dass Chow am Klavier völlig angespannt war und teilte ihr mit, dass sie große Änderungen an ihrer Technik einleiten müsse. Kaplinsky stellte ihr den Taubman Ansatz vor, der die natürliche Klaviertechnik durch ein intensive Neuausbildung sondiert. “Ich musste lernen, mich mit einem anhaltenden Komflikt zweier sich im Duell befindlichen Tendenzen zu arrangieren: ich hatte daran zu denken, woran ich bei der Anwendung der Technik denken musste, aber meine Intuition stand dem entgegen,” erläutert sie. Aber zu ihrer großen Freude verbesserte sich in diesem Verlauf ihr Spielen und so hat es sich umso mehr gelohnt. Ihre Klangfarbe und Ton, ihre Fähigkeit wirkungsvolle Kontrolle über all das zu haben, was sie zu artikulieren beabsichtigte, eröffnete ihr eine völlig neue Erfahrung, meint sie. “Ich erinnere mich an einen Zeitpunkt an dem die Tatsache, dass ich mit einem begrenzten Repertoire arbeitete, um so ganz die Technik zu beherrschen, für mich völlig entmutigend war. Als der alljährliche Konzertwettbewerb bei Juilliard mit Bartóks ersten Piano Concerto, abgehalten wurde, entschloss ich mich, die Herausforderung anzunehmen. Es bedurfte der Überzeugungarbeit bei Veda [Kaplinsky], da ich einen Monat vor dem Wettbwerb nur den ersten Satz parat hatte. Aber gewissermaßen inspirierte sie mich, es durchzuziehen und da ich den Wettbewewerb gewann, war sie sehr stolz auf meine Leistung.”

Das permanente Lernen neuer Partituren, die Erkundung neuer und unbegrenzter Möglichkeiten des Experimentierens innerhalb neuer Musik entsprach ihrer Neugierdeund  führte sie dazu, von ihrer Bewerbung bei Julliard und einem der Doktorprogramme an der ‘Mannes School of Music’ zurückzutreten und sich stattdessen für das ‘Contemporary Performance Program’ an der Manhattan School of Music einzuschreiben. Zur ungefähr gleichen Zeit begann sie mit verschiedenen Kollektiven junger Komponisten von Harvard und New Yorker Universitäten aufzutreten, bei denen sie durch einen anderen Julliard Kontakt, ihren Freund Alex Lipowski, Percussionist beim sich neuer Musik verschriebenen Talea Ensemble, mitmischte.

Nachdem sie fand, wonach sie gesucht hatte, wurde Chow in der neuen Musikszene schnell zu einer bestimmenden Größe. Nicht nur wurde sie zu einer vielseitigeren Pianistin, sondern sie entwickelte auch einen ganz neue Reihe musikalischer Fertigkeiten. “Aus der Perspektive des Klaviers, hat sich nicht nur mein Blattspiel von der kreativen Arbeit mit einer Partitur, an der ich arbeite, verbessert – ganz zu Schweigen von der enormen Anzahl neuer Partituren die ich immerzu lese. Eines der Herausforderungen ist es, das man sich oft auf seine eigenen Interpretationen verlassen muss – [und das] obwohl der Komponist manchmal als Vermittler tätig ist. Das ist eine ganz andere Erfahrung, als [einfach] die Werke von Komponisten zu spielen, die immer wieder gespielt worden sind” sagt Chow und bestätigt damit, dass die Herausforderung oft im Nervenkitzel liegt, eine neue Artikulation zu finden. “Experimentieren ist Teil der Erfahrung neuer Musik und ich habe eine andere Reihe von Fertigkeiten erlangt, neue Klänge, beinflusst von anderen Genres zu schaffen. Es befreit auch die eigene Persönlichkeit, indem es einige Federn mit anderen Klangwelten aufraut und so die Reibungsfläche bietet, die ich brauche.” Ihre website ist: www.vickychow.com

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